Pädagogisch/ Heilpädagogischer Bereich
In unserer kleinen Wohngruppe, wollen wir den hier untergebrachten Mädchen einen Rahmen und Strukturen vorgeben, an dem sie sich orientieren können.
Die Mädchen sollen ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten erkennen und dazu einsetzen, Schritt für Schritt ein eigenverantwortliches und selbst bestimmtes Leben führen zu können.
Uns ist es wichtig, dass die Mädchen lernen, die gewonnen Erkenntnisse über ihre Ressourcen auch zielgerichtet einzusetzen und darauf aufzubauen.
Wir motivieren die Mädchen, mit den Betreuern und ihrem Umfeld in eine bewusste Beziehung zu treten, und sich auf einen heilenden Prozess einzulassen.
Ein wichtiger Teil unserer Förderung ist die schulische und berufliche Wiedereingliederung. Ein Ausbildungsplatz ist ein wichtiger Grundstein, um später ein selbstständiges Leben führen zu können. Die Mädchen werden gefördert und beraten, damit sie einen für sie passenden Schulabschluss machen können und somit einen geeigneten Ausbildungsplatz finden können.
Wir achten darauf, dass die Mädchen regelmäßig die Schule und Ausbildungsstätte besuchen und entsprechend vorbereitet sind. Durch den regelmäßigen Austausch mit Lehrern und Ausbildern, erfahren wir frühzeitig, wo die Mädchen Probleme haben und können gezielt eingreifen.
Wir unterstützen die Mädchen bei den Hausaufgaben und verschiedenen Projekten, die sie für die Schule vorbereiten müssen. Wir motivieren die Mädchen, sich in ihrer Freizeit mit Freunden außerhalb der Einrichtung zu treffen und Freundschaften zu schließen. Solange es die übrigen Mädchen nicht in ihrem häuslichen erleben stört, können auch Freunde mitgebracht werden. Soziale Kontakte stärken das Selbstbewusstsein und geben Sicherheit. Auch in Krisensituationen ist es hilfreich, sich an Freunde zu wenden zu können.
Ein Ziel der Hilfeplanung kann sein, dass die Jugendlichen zurück nach Hause zu ihren Familien gehen. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten wir eng mit den Eltern und Pflegeeltern zusammen. Sie sollen sich an der Hilfeplanung aktiv beteiligen. Jedes zweite Wochenende ist Heimfahrt Wochenende. Die Mädchen werden bei Bedarf darauf vorbereitet und wenn sie zurückkommen, können sie darüber sprechen, was sie erlebt haben und was sie dabei empfunden haben.
Eltern können die Mädchen nach Absprache auch in unserer Einrichtung besuchen, wenn es für das Mädchen in Ordnung ist. Übernachtungen von Eltern in unserer Einrichtung sind nicht möglich, da sich ein zu enger Kontakt oft negativ auswirkt. Wir ermutigen die Jugendlichen außerhalb der Einrichtung eine Therapie zu machen um die negativen Erlebnisse zu verstehen und zu verarbeiten. Auch eine erfolgreiche Therapie kann helfen, dass sich die Mädchen später wieder besser in ihre Familie integrieren.
Zu unserer Zielgruppe gehören Mädchen mit Essstörungen. In unsere Einrichtung sollen sie lernen, sich selber anzunehmen und ausgewogen und gesund zu essen. Regelmäßige Bewegung in der Gruppe soll helfen, den eigenen Körper besser wahrzunehmen und sich insgesamt ausgeglichener zu fühlen.
Durch gezielte Ernährungsberatung und ausgewogenen Mahlzeiten, sollen die Mädchen langsam lernen, sich normal zu ernähren. Zur Unterstützung raten wir bei Essstörungen zu einer externen Therapie .
Ein wichtiger Bereich auf dem Weg zur Selbstständigkeit, ist der Umgang mit Geld. Wir helfen den Mädchen durch Empfehlungen was den Umgang mit Geld angeht. Beraten sie zum Thema „ Geld ausleihen und Schulden machen“. Wir helfen in der Verselbstständigungsphase durch das schrittweise Auszahlen des Verpflegungsgeldes und zeigen, wie man ein Haushaltsbuch führt. Wir leiten die Mädchen beim Erledigen der Hausarbeit an. Die Mitarbeiter zeigen, wie man Ordnung in seinem persönlichen Umfeld hält. Sie kontrollieren täglich die Zimmer und die Sanitärräume.
Systematische Arbeit – Elternarbeit
Die Probleme eines Kindes oder Jugendlichen sind immer im Zusammenhang mit dem sozialen Umfeld und im Besonderen mit der Familie zu sehen.
Entsprechend gilt es für uns die Ursachen für Auffälligkeiten und Störungen im allgemeinen Kontext der Herkunftsfamilie und der aktuellen Familiensituation zu verstehen.
Für uns setzt dies, bei Aufnahme eines Kindes oder einer Jugendlichen, die Absprache über die Elternarbeit mit dem Jugendamt und das Kennen lernen der Herkunftsfamilie voraus.
Unabhängig vom Alter der Kinder und Jugendlichen bleibt die Familie auch während der Heimunterbringung die relevante Bezugsgruppe des Kindes und Jugendlichen. Diesen Stellenwert der Herkunftsfamilie respektieren und berücksichtigen wir in unserer Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen.
Die grundsätzliche Achtung der elterlichen Verantwortung und ihres Erziehungsauftrages entspricht unserer Grundhaltung und daher ist es ein Anliegen unserer Mitarbeitenden die Eltern zur Mitarbeit zu motivieren und Elternkontakte über persönliche Gespräche mit den Eltern und Rücksprachen anzustreben.
Soweit es im Rahmen der jeweiligen Bedingungen möglich ist bemühen wir uns sowohl in lebenspraktischen Fragen der Eltern als auch in der Bearbeitung/Aufarbeitung von Familienproblemen Hilfestellung zu geben.
Elternbriefe, Korrespondenz, informelle Gespräche, Besuchsmöglichkeiten und Feste stellen einen Teil unserer Methoden der Elternarbeit dar. Ziel ist für uns eine mögliche Breite an differenzierten Angeboten nach und nach weiter zu entwickeln.
Erfahrungen zeigen, dass über die Elternarbeit Veränderungen bei Kindern und Jugendlichen herbeigeführt werden können; Probleme von Kindern und Jugendlichen werden nachvollziehbarer. Nicht immer sind sich Eltern bzw. primäre Bezugspersonen und pädagogische Mitarbeitende in ihren Zielen einig. Auseinandersetzungen müssen deshalb umso mehr direkt geführt werden, so dass die Mitarbeitenden nicht mehr Spielball zwischen Kind/Jugendlichen und Eltern zu werden brauchen.
Unsere Ziele sind je nach Bedingungen: Akzeptanz der Heimunterbringung, Klärung der Eltern-Kind-Beziehung, Verbesserung des Eltern-Kind-Kontaktes, Erhalt der emotionalen Verbindungen zu Familienangehörigen, Entwicklungsförderung des Kindes, Befähigung der Eltern die Elternrolle anzunehmen, Motivation zur Mitarbeit der Eltern und Akzeptanz der Kompetenz der Mitarbeitenden, Zusammenarbeit zwischen Eltern und Heim.
Lösungsorientiertes Arbeiten (nach Steve de Shazer und Insoo Kim Berg)
Häufig richten wir in unserem Leben den Blick darauf, was (noch) nicht funktioniert und versuchen diese „Missstände“ zu beseitigen. Im Sinne des lösungsorientierten Arbeitens wollen wir als Institution/als Mitarbeitende, den Blick auf die Fähigkeiten und Ressourcen eines Kindes oder Jugendlichen richten.
Ein positives Menschenbild, eine wertschätzende Grundhaltung wie auch die Tatsache, dass jeder Mensch „Fachmann für sein eigenes Leben ist“, erachten wir als eine generelle Grundhaltung.
Wir neigen, aufgrund unserer Erfahrungen, zu Interpretationen und zu vorgefertigten Zielformulierungen, mit dem vermeintlichen Wissen wie das Ziel erreicht werden kann.
Das lösungsorientierte Arbeiten setzt eine Haltung des Nichtwissens voraus und das jeder Mensch verschieden ist – so auch seine Vorstellung einer erwünschten Situation und den Maßnahmen hin zu dieser Situation, zur Lösung.
Fragen statt sagen – und immer wieder werden wir, so zeigt es uns die Erfahrung, erstaunt darüber sein, welche Lösungen die Kinder und Jugendlichen selber finden, welche Ziele sie sich stecken.
Wir wollen die Kinder und Jugendlichen darin bestärken, sich auf das zu konzentrieren was funktioniert ohne zu problematisieren – die Ausnahmen vom Problem suchen – und darüber den Weg zur Veränderung finden.
Die Umsetzung und die Anwendung dieser Methode vom Gesamtteam, im Rahmen der täglichen Arbeit, sowie eine Festigung und Weiterentwicklung setzen wir uns, mit Hilfe entsprechender Weiter- und Fortbildungen, zum Ziel.
Ressourcenorientierung
In unserer pädagogischen Arbeit richten wir den Blick auf die Ressourcen der Kinder und Jugendlichen und darauf, wie sie auch trotz negativer Erfahrungen, stark werden konnten.
Jedes Kind hat Ressourcen!
Unter Ressourcen verstehen wir die individuellen Stärken, Fähigkeiten, Potentiale und Resilienzfaktoren der Kinder und Jugendlichen.
Diese Ressourcen versuchen wir, indem wir das Kind/Jugendlichen so annehmen wie es ist, für die individuelle Entwicklung des Kindes/Jugendlichen zu aktivieren und zu nutzen. Gleichzeitig übernimmt das Kind/die Jugendliche Verantwortung für sich selbst und lernt, vorbeugend zu handeln.
Es entwickelt seine Persönlichkeit und übt soziales Verhalten - wichtige Voraussetzungen für das Leben in einer Gesellschaft. Ressourcen wie auch die Lebensweltorientierung ist aus unserer Sicht nur möglich, wenn die Kinder und Jugendlichen sich aktiv beteiligen können, das heißt: „soziale Teilnahme in der sie betreffenden Bereichen ermöglichen“ wie Mitspracherecht bei Gruppenregeln, Ausflugszielen, Veränderungen die sie unmittelbar betreffen und aktive Beteiligung im Hilfeplanprozess.
Wir bestärken die Jugendlichen darin kleine und alltägliche Probleme selbst zu lösen. Wir übertragen ihnen Verantwortung und vermitteln das Gefühl gebraucht zu werden.
Gruppenarbeit
Das Individuum ist immer als Teil eines Ganzen, als Teil einer Gruppe, zu sehen.
Die wechselseitige Beeinflussung der Jugendlichen kann Entwicklung sowohl fördern als auch hemmen.
Unter Berücksichtigung dieser Wechselwirkung verstehen wir die Arbeit mit der gesamten Gruppe oder die Arbeit in Kleingruppen als unerlässlich in unserer Arbeit mit Jugendlichen.
Gruppen, so auch Jugendliche die im Heimkontext zusammenleben, unterliegen verschiedenen Prozessen und Phasen die es professionell zu begleiten gilt. Insbesondere Ereignisse und Veränderungen, wie z.B. die Neuaufnahme eines Jugendlichen, müssen eng begleitet werden.
Regelmäßige Gruppenabende, Gruppensitzungen und Gruppenaktivitäten sollen dabei unterstützend wirken. Je nach Fähigkeiten und Fertigkeiten der verschiedenen pädagogischen Mitarbeiter werden verschiedene Angebote geplant und durchgeführt mit dem Ziel die Jugendlichen dabei zu unterstützen, unter Einbringung ihrer individuellen Fähigkeiten sich als Gruppe zu entwickeln und daraus wiederum einen individuellen Nutzen zu ziehen.
Die Kinder und Jugendlichen sollen ein Mindestmaß an Mitbestimmung erleben und sich einbringen können. Die Stärkung eines Wir-Gefühls und die individuelle Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen stehen dabei für uns im Vordergrund.
Kunst Ag
Wir bieten den Mädchen an, sich auf unterschiedliche Weise, künstlerisch zu betätigen. Dabei verfolgen wir weniger einen therapeutischen Ansatz, als vielmehr, freie Zeit mit einer ruhigen Beschäftigung auszufüllen. Häufig entdecken die Mädchen beim Malen und Gestalten Fähigkeiten, die ihnen nicht bewusst waren.
Bewegungstherapie
Bewegung trägt wesentlich zu einem positiveren Körpergefühl bei.
Die Jugendlichen nehmen ihren Körper war, erkennen ihre grenzen und können auch schrittweise ihre Leistungsfähigkeit steigern.
Zwei mal in der Woche und am den gemeinschaftlichen Wochenenden finde sportliche Aktivitäten statt. Die Mädchen legen gemeinsam mit den Betreuern fest, was sie gerne machen möchten.
Wichtig ist, dass alle Mädchen daran teilnehmen können und dass es Aktivitäten sind, die sich in unserem ländlichen Umfeld anbieten, wie z.B. wandern, radeln, schwimmen usw.
Bewegung ist eine anerkannte unterstützenden Methode in Behandlung von depressiven Verstimmungen, Stimmungsschwankungen und Wahrnehmungsstörungen des eigenen Körpers.
In der Gemeinschaft macht es mehr Freude, sich zu bewegen. Die Mädchen können sich gegenseitig motivieren.
Teamarbeit
Im Rahmen der pädagogischen Arbeit ist es unerlässlich individuelle Erziehungsvorgänge zu begleiten und zu kontrollieren um pädagogische Prozesse und Ziele im Alltag nicht aus den Augen zu verlieren, Störungen im Alltag zu reduzieren und pädagogische Zielvorstellungen realisieren zu können.
Voraussetzung hierfür ist für uns die enge Zusammenarbeit im Team und dass sich alle Mitarbeitenden, im Sinne einer Verantwortung für die Kinder und Jugendlichen, zu einer guten und ungestörten Zusammenarbeit aller verpflichtet fühlen.
In wöchentlichen Teambesprechungen (im Rahmen von 2-3 Stunden) sollen unter Anleitung z.B. die bisherigen Entwicklungen der Kinder und Jugendlichen betrachtet und methodische Prozesse auf ihre weitere Eignung, Angemessenheit hin überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.
Die Teambesprechungen bieten den passenden Rahmen zur Besprechung von organisatorischen Themen, Entwicklung von Absprachen, Zielvorstellungen, Abbau von Alltagsproblemen und Einigung auf gemeinsames pädagogisches Handeln.
Gute Absprachen sind für uns unerlässlich, da nur so Missverständnisse und Frustrationen eingegrenzt werden könne.